Immergrüne Pforte – Uicalen’Fenna

Twyla war froh, Arthas gerade jetzt da zu haben. Er war, wie immer, ein wunderbarer Freund, den sie nicht missen wollte. Wie er nun Lysa und sie zu trösten versuchte, war wirklich süß. Das er nun so gegen Kazan wetterte, konnte sie sogar verdammt gut verstehen. Sie sah Arthas sogar überrascht an, als er so direkt sagte, was er und sie selbst fühlten. Er hatte immer schon eher gewusst, was sie fühlte, als er selbst. Schließlich aber ging es auch Twyla zu weit. Es war schlimm genug, wie es war. 
"Bitte ... es ist doch schon schlimm genug."
Sie sah Kazan nun an. Ihre Tränen hatte sie inzwischen weg gewischt. 
"Wenn sie nicht deine Schwester ist ... was ist sie dann? Ist sie ein Kind, welches dein Vater auf dem Schlachtfeld fand, es deiner Mutter als sein eigenes unter schob? Sie ist zumindest doch deine Halbschwester oder nicht?"
Twyla sah zu Lysa, als wolle sie sich bei ihr entschuldigen.
"Vielleicht interessiert deinen Bruder ja doch, was du willst. Vielleicht gehen Gefühle manchmal eben doch vor. Du bist so derart Pflichtbewusst, das du eine Hochzeit mit einer Frau planst, die du nicht willst. Du nimmst alles hin, ohne mal zu fragen, was wir davon halten. Du bist so dermaßen in dein Pflichtgefühl vertieft, das du nicht einmal danach fragst, was die Beteiligten davon denken. Du bist nicht allein Kazan. Ein König kann sein Reich nicht ohne die Hilfe seiner Untertanen regieren, kein Kommandant kann ein Heer befehligen, ohne einen Rat an zu nehmen. Wenn es so ist, wenn euer König eben so wenig will, das wir heiraten, dann sollten wir es lassen. Ein Bündnis muss nicht durch eine Heirat gefestigt werden."
Immer noch war sie ganz ruhig, doch ihre Augen verrieten ein einziges Gefühlschaos. Sie wusste nicht mehr, was sie denken oder fühlen sollte. Was sie sah, war der Mann, den sie heiraten sollte, der seine Schwester liebte und sie nicht wollte.

Kazan sah zu Twyla, die nun wieder das Wort ergriff und Arthas rieb Lysa über die Schultern. Sie war ganz aufgelöst und Kazan sah auf den Fußboden. Er konnte doch nicht seinen Eid brechen. Und er wollte es auch nicht. Nicht vor den Ohren aller hier. Sandor war kurz davor das Eheversprechen wieder aufzuheben, als Solus nun auch noch den Raum betrat. Kazan sah überrascht zu ihm. „Die Verlobung wird nicht aufgelöst.“, sagte er nun und Kazan blickte zu Twyla, dann zu Lysa, die sich an Arthas festhielt. „Ich möchte glaube ich gar nicht wissen, was vorgefallen ist, aber ich möchte daran erinnern, dass die Zeit drängt.“ Kazan beruhigte sich ein wenig und schließlich sagte er leise: „Du hast Recht.“ Er ging zu Twyla und fischte sie nun einfach aus Arthas Armen, der ihn skeptisch ansah. Kazan hielt sie mit beiden Händen fest und vor sich, wobei er sie ansah. Er schien nach worten zu suchen und sie konnte erkennen, dass er ihr irgendwas sagen wollte, es aber einfach nicht über sich brachte und sein Herz schlug auch schon wieder so schnell. Er holte Luft um etwas zu sagen, doch unterließ es wieder.
Sandor war ganz traurig und dacht über Kazans Worte nach, während Arthas nun Lysa hinaus bringen wollte. Sie riss sich jedoch kurz vor der Tür los und schrie Kazan an: „Wie kannst du mich so behandeln, wenn du sagst du liebst mich, Kazan?! Wieso kannst du nicht wenigstens so tun, als gehöre ich zu deiner Familie?!“ Sie weinte heftig.
„Weil es gelogen wäre…“, sagte er ganz leise, ohne sie anzusehen. Sie ging zu ihm, feuerte ihm eine und dann ging sie aus dem Raum. Kazan schloss die Augen und ließ die Ohrfeige einfach Ohrfeige sein. Dann scheuchte Solus auch Sandor raus und Twyla war mit Kazan alleine, der sie noch immer fest hielt. Er hatte eine Entscheidung getroffen. „Twyla… ich vertraue dir.“ Er wusste nicht mal wieso, aber er tat es. Und Vertrauen war doch auch ein guter Nährboden für Liebe, nicht wahr?

Twyla wusste nicht, was sie nun noch tun konnte. Ihr Vater war herein gekommen und hatte verhindert, das die Verlobung aufgelöst wurde. Twyla fühlte sich elend, als Kazan sie so aus Arthas Armen zog und sie vor sich hielt.Deutlich sah sie, das er etwas sagen wollte. Vielleicht sollte sie? nein ... sie hatte doch schon genug gesagt. Lysa unterbrach schließlich alles. Sie schlug Kazan ins Gesicht. Twyla ließ es geschehen, denn auch Lysa hatte durchaus ein Recht darauf, ihre Wut heraus zu lassen. Nachdem Lysa nun auch gegangen war, blieben nur sie und Kazan zurück. Er vertraute ihr ... das war wirklich ein wichtiger Punkt, was eine Beziehung, egal ob Liebe oder nicht, stärkte. 
"Sie ist nicht das Kind deines Vaters ... nicht wahr?"
Sie hatte ja auch keinerlei Ähnlichkeit mit einem der Beiden. Wie auch immer. 
"Ich habe dir versprochen ... für dich da zu sein. Dein vertrauen ehrt mich ... und ich muss zugeben ... ich vertraue dir eben so."
Sie senkte den Kopf, sah auf den Boden und wusste noch immer nicht so recht, ob es angemessen war, hier so zu stehen oder nicht. Die ganze Situation war so verwirrend. Twyla fühlte sich wie ein Kind, welches Dinge wusste, die es nicht wissen sollte und dabei noch in den Streit Erwachsener geriet. Ihr Herz klopfte bis zum hals, als Kazan ihre Hände so hielt, aber was hatte das schon zu bedeuten? Nichts. Arthas hatte sein Glück in Lysa gefunden. Twyla war sich in diesem Moment über gar nichts mehr sicher.

„Ja…“, antwortete er ihr auf ihre Vermutung. Er setzte sich nun hin und ließ sie los. Er erzählte ihr genau das gleiche, was Lysa ihr schon erzählt hatte. „Sie … ist nicht das Kind meines Vaters...“ Das schlug doch wohl dem Fass den Boden aus! „Als Vater es mir beim sterben erzählte… holte mich alles ein. Mein Versprechen, meine Gefühle und meine Aufgabe… Er hatte das Kind mitgebracht, um den echten Vater zu verheimlichen, es war kein geringerer als unser König und ihre Mutter hatte meinem Vater das Versprechen abverlangt, es niemandem zu erzählen, denn das würde sie zweifellos in Gefahr bringen. Ich hielt sie fern von mir, weil ich ihre Nähe nicht ertrug und ich habe einen Eid geschworen, es niemals jemandem zu erzählen…“ DEN hatte er nun gebrochen. „Und meinen Schwur ihr gegenüber musste ich auch brechen. Ich schwor mir selbst, nie wieder gegen die Regeln zu handeln, nie wieder einen Eid zu brechen…“ Er war so am Boden zerstört und dann sah er zu Twyla auf. „Ich…“ Seine Augen funkelten, weil sich Tränen sammelten. „Ich…!“ Ja was? Er liebte Lysa und er mochte Twyla, aber… „Was soll ich tun?“ Er wollte Twyla nicht unglücklich machen, nein, eigentlich wollte er sie glücklich machen… „Ich weiß nicht, ob ich dich jemals so lieben kann, Twyla… Aber…“ Er konnte es nur versuchen.

Twyla lauschte seinen Worten. Lysa war also die Tochter des Königs. Würde dieser das erfahren, würde Lysa natürlich keine rosigen Aussichten auf eine friedliche Zukunft. Twyla sah Kazan an, das es ihm sehr schwer fiel, dieses Geheimnis zu bewahren. Twyla verstand nun noch besser, was Kazan durch machte. Warum haben die Anderen nicht gemerkt, was Kazan da vorhin sagte? Er war ratlos, und auch Twyla war es. Sie kniete sich zu ihm, sah ihm in seine wundervollen Augen. Nichts könnte sein Herz heilen, ausser er fände jemanden, den er mehr lieben konnte, als Lysa. 
"Du sagtest ... ich könne dein Herz heilen. Dann ... lass es mich versuchen."
Sie nahm seine Wangen in ihre Hände, zwang ihn so, sie an zu sehen. twyla schloss die Augen und legte so sanft und behutsam, wie sie nur konnte, ihre Lippen auf die Seinen.

Twyla erklärte, dass sie ihn zu heilen versuchte und so nahm sie sein Gesicht in beide Hände. Er sah überrascht aus und dann senkte sie ihre Lippen auf seine und küsste ihn ganz vorsichtig. Er war wie erstarrt und der Moment da ihre Lippen die seinen berührten, elektrisierte ihn nicht nur, es löste in ihm etwas aus, was er niemals geglaubt hätte. Sein ganzer Körper kribbelte plötzlich und fühlte sich irgendwie taub an. Sein Herz hämmerte so schnell, dass es zu zerspringen drohte und seine Lippen reagierten wie von selbst, als er diesen Kuss erwiderte. Er sehnte sich regelrecht danach, noch mehr von diesem Gefühl zu bekommen und für diesen Augenblick, vergaß er all seinen Kummer und seine unerfüllte Liebe zu Lysa. Seine Hände hoben sich zu ihrem Gesicht und er nahm es in diese weichen kühlen Hände. Seine Wangen glühten und er schloss die Augen, aus denen sich je eine Träne löste. Vielleicht… Er erhob sich, wobei sie sich immer noch küssten. Vielleicht kann ich dich lieben, Twyla…
Der kleine Zögling auf dem Balkon fächerte eines seiner Blätter auf und ein einzelner Sonnenstrahl traf auf ihn, als die Wolkendecke aufriss. Dann lösten die beiden den Kuss und Kazan sah sie wieder an, als er die Augen öffnete. Es war, als habe sie etwas in ihm aufgestoßen, was viel zu lange verschlossen war. Es war, als hätte sie ihn wirklich geheilt. Er küsste sie noch einmal und dann schlangen sich seine Arme um ihren Körper. Er drückte sie an sich und flüsterte nach dem Kuss in ihr Ohr: „Danke…“

Es schien, als verginge eine Ewigkeit. Kazan erwiderte den Kuss so zart und sanft. Twyla wusste in diesem Moment, das jemanden lieben zu lernen, durchaus möglich war. Sie spürte, wir ihr Herz gegen ihre Rippenbögen hämmerten, als er ihre Wangen zwischen seine Hände nahm um den Kuss nicht enden zu lassen. Schließlich versank sie auch in dem zweiten Kuss vollends. Ihre Wangen glühten, ihr Herz flatterte, ihre Beine wollten nachgeben, als Kazan sie so in die Arme nahm und ihr dankte. 
"Es gibt nichts ... wofür du mir danken müsstest,"
flüsterte sie. Sie lehnte ihnen Kopf an seine Schulter. Wie könnte sie jetzt noch einen Rückzieher machen? Ihr Vater hatte etwas gesehen, was sie zuvor nicht wahr genommen hatte. Kazan und sie ... könnten großes Leisten, wenn sie zusammen hielten. Twyla war bereit, für Kazan da zu sein, ihn glücklich sehen zu wollen und natürlich, ihn glücklich zu machen. Vielleicht war es doch möglich ... ihn mehr zu lieben, als ihre Freiheit. 
"Bitte ... schlaf heute Nacht nicht wieder meinetwegen auf dem Boden,"
lächelte sie ihn nun an. Es war schließlich die ganze Zeit schon so drückend und schwierig gewesen, da musste man die Situation doch langsam wieder auflockern.

Kazan ließ sie los und sie verlangte von ihm, nicht auf dem Boden zu schlafen. Das war wohl ein Wunsch den erfüllen… Moment! Was?! Er sah sie an, als hab sie ihm gesagt, dass sie ein Mann wäre, so wie er guckte. „Eh?“ Er konnte sich nicht vorstellen neben ihr zu schlafen, obwohl sie noch nicht verheiratet waren. Das ging doch nicht! So was machte man doch nicht! Auf der anderen Seite WÜRDE sie ja seine Frau werden und … und… „Aber… uhm…“ Er hatte knallrote Wangen und sie lächelte. Wie konnte sie nur so unverschämt niedlich lächeln?! Das war nicht gerecht! Sie wickelte ihn ja schon jetzt um den kleinen Finger und er sah beschämt zu Boden. „Das… das gehört sich doch nicht.“ Er hatte ja gar keine Ahnung, wie unglaublich niedliche er sein konnte.
Keine zehn Minuten später standen sie vor dem Bett und er sah es an, wie einen schrecklichen Feind, vor dem er sich fürchtete. Sie hielt seine Hand und er schien ja wirklich verklemmt zu sein.

Verklemmt war dafür wirklich noch geschmeichelt ausgedrückt. Twyla lächelte noch immer. Sie hatte den Schalk in den Augen, als sie ihn an sah und meinte: 
"Ich habe dich nicht gebeten, die Hochzeitsnacht vor zu ziehen, sondern lediglich nicht auf dem Boden zu schlafen. Es ist doch nichts dabei, wenn wir nur IN einem bett schlafen. Niemand muss es wissen und niemand wird es sehen. Abgesehen davon ... wenn du dich wieder auf den Boden legen willst, werde ich die nasse Hängematte vor ziehen."
Und das meinte sie wirklich ernst. Sie würde sicher nicht lange fackeln und sich lieber schnell in die Hängematte verkrümeln, als ihn noch einmal auf dem Boden schlafen zu lassen. 
"Ich verspreche dir auch, das es dich nicht fressen und ich ich dich völlig in Ruhe lassen werde." 
Beim sprechen lupfte sie eine Augenbraue neckisch nach oben. Er hatte wirklich so GAR keine Ahnung, wie SÜß er sein konnte. Für einen Menschen ... viel zu niedlich. Wie hatte er das die ganze Zeit über nur verbergen können?

Nun, er hatte es hinter seiner Eismauer verborgen. Er sah zu dem weichen Bett. Er war auch wirklich erledigt und wollte nur schlafen. Er stieß also die Luft aus und dann holte er Kissen von drüben und eine zweite Decke, Er baute eine regelrechte Kissenmauer und dann legte er sich ganz schnell hin,, zog die Decke hoch und sagte: „Gute Nacht!“ Dann zog er die Decke bis über seinen Kopf. Er war wirklich süß.
Nach kurzer Zeit zog er die Decke wieder ein Stück nach unten, damit er Luft bekam und sah an die Decke. Er lag ganz starr dort und bewegte sich keinen Millimeter. Er atmete ganz ruhig und schließlich schloss er die Augen wieder und gab sich dem Schlaf hin. Worüber er eben noch nachgedacht haben mochte, blieb sein geheimnis.

Twyla konnte gar nicht anders, als kichern. Sie würde sich noch lange an diesen Moment erinnern. Sie selbst hatte sich nicht viel Platz genommen im Bett. Es war ja schließlich sein Bett und nicht gerade riesig. Die Kissenmauer störte sie so gar nicht. 
"Gute Nacht,"
antwortete sie, wobei man deutlich hörte, das sie ein Lachen zu unterdrücken versuchte. Sie selbst rollte sich zusammen, blieb dort liegen und schlief recht schnell ein. Vermutlich schneller, als Kazan selbst. SIE störte es nicht, neben ihm zu schlafen. Warum auch? Menschen hatten wirklich komische Macken, aber nun ja. Bis heute Früh wollte sie ja auch nicht seine Frau werden und nun ... sie spürte wie sich das Blatt langsam wendete. Kazan war etwas besonderes.

Kazan schlief sehr schnell ein und er wachte auch schnell wieder auf. Weil er nämlich schweißgebadet aus einem Alptraum erwachte. Er gab ein Keuchen von sich und hielt die Hand vor den Mund, die andere auf sein Herz. Was war das denn?! Es hatte sich so echt angefühlt. Er stand auf und ging hinaus auf den Balkon. Die kleine Pflanze stand im Moondlicht und er betrachtete sie. Sie sah so zerbrechlich aus. Er kniete sich hin und strich ganz vorsichtig über das entstandene Blatt. Er lächelte und erst letzt begriff er, wieso die Blume so besonders war. Sie hatte ein rotes Blatt und ganz sicher würde das Holz bald schneeweiß sein. Es war der Spross eines heiligen Baumes. Kazan erhob sich und dann setzte er sich auf das Bett. Er sah Twyla an und irgendwie hatte er erneut das Verlangen in die Arme geschlossen zu werden, aber er wollte sie nicht wecken. Und er wollte nicht mehr einschlafen. Er stand auf und lief umher. Er bewegte sich sehr leise und dann setzte er sich in einen Sessel. Schläfrig sah er vor sich hin und dann schlief er doch ein

Twyla wurde aus dem Schlaf gerissen, als sie die Tür des Bades schlagen hörte und wie Kazan nicht mehr an sich halten konnte. Nach einem Augenblick kam er wieder rausgetorkelt. Wie peinlich. Er zitterte leicht.

Erschrocken sah sie zur Tür. Kazan kam heraus getorkelt. was war denn jetzt los? Er sah nicht gerade wie das blühende Leben aus. Twyla huschte aus dem Bett. Sie sah deutlich, das Kazan zotterte. 
"Was ... ist alles in Ordnung?" 
Sie kam direkt zu ihm gelaufen. Für einen Moment war sie ratlos. Er zitterte ... aber so kalt war es doch gar nicht. Twyla legte den Arm um ihn, was ein wenig sonderbar wirken mochte, angesichts der Tatsache, das sie ja nun mal kleiner war als er. Sie zog ihn mit sich zum Bett, wo sie ihn mehr oder weniger zwang sich zu setzen. Sie selbst setzte sich zu ihm und hielt seine Hand. 
"Was ist denn passiert? Hast du schlecht geträumt?"

Kazan ließ sich zum Bett bringen und sagte: "Ja... Hatte ich..." Er hatte die Hand auf dem Bauch und der Schweiß stand ihm auf der Stirn. Er hätte sich vielleicht doch lieber hinlegen sollen. Er wusste auch nicht, ob er nicht vielleicht doch krank war. Er schüttelte leicht den Kopf und wischte sich über die Stirn. Er war blass, aber er hatte kein Fieber oder so. Im Gegenteil. Er war eher kühl.
"Ich... Muss nur ein wenig ausruhen." Aber er hatte Angst davor wieder einzuschlafen. Die beiden Träume waren wirklich furchtbar gewesen und er hatte es als so real empfunden... "Ich wollte dich nicht wecken.", sagte er leise. Er legte sich hin und machte die Augen zu. Dort lag er nun und er fühlte sich irgendwie einsam und er hatte ein ganz ungutes Gefühl. Eine in ere Unruhe, die er sich nicht erklären konnte. Er rollte sich auf die Seite und zog sich zusammen.

Twyla bedachte ihn mit einem Blick, der mehr Besorgnis aussprach, als jedes Wort. War das nun das Lampenfieber oder hatte er etwa immer noch etwas in sich, was mit der Verderbnis zu tun hatte? Sie legte sich zu ihm, legte die Arme einfach um ihn, um ihm das Gefühl zu geben, das jemand bei ihm war und über ihn wachte. Ganz leise summte sie eine elfische Melodie. Vielleicht würde es ihm ein wenig Ruhe geben. Zärtlich streichelte sie ihm über das Haar. Sie konnte ja gar nicht anders. Schließlich spürte sie eine gewisse Verbundenheit zu ihm. Deutlich spürte sie, das sie sich nicht einmal mehr sträubte, ihn so dich bei sich zu haben. Es war sogar ein sehr schönes Gefühl. Ob es ihm wohl auch so gefiel oder ob er lieber noch an Lysa dachte?!

Es gefiel Kazan in der Tat sehr gut. Er wachte kurz auf, als sie ihre Arme um ihn schlang. Er empfand dabei so viel Wärme und ... Er hatte das Gefühl wirklich geborgen zu sein. Doch trotz ihrer liebevollen Art träumte er schlecht. Wie merkte, wie er hin und wieder zuckte. Doch schließlich wurde er ganz ruhig.
Am nächsten Morgen schlief er noch, als Twyla bereits wach war. Er sah ganz ruhig aus und gerade, als Twyla sich auf setzte wurde er wach und sagte: "Morgen..." Er klang so liebevoll, obwohl er eine wirklich schlimme Nacht gehabt hatte. Er richtete sich auch mühsam auf und sagte leise: "Ich..." Er brach ab. "Danke, ich..." Er stellte fest, dass ihm immer noch richtig schlecht war. Er ließ sich gleich wieder auf den Rücken fallen und seufzte.

Was immer er träumte, Twyla war nicht in der Lage, diese Träume zu verscheuchen. Es war nicht gerade schön, ihm nicht helfen zu können, aber das lag unter anderem wohl eher daran, das Twyla nicht die ganzen Geschichten kannte. Die ganze Nacht über blieb sie bei ihm, hielt ihn und schlief schließlich, mit Kazan in den Armen, ein. 
Am nächsten Morgen, streichelte sie ihm zärtlich über das haar, ehe sie sich aufrichtete. Das schien ihn geweckt zu haben. 
"Guten Morgen."
Es schien Kazan noch immer nicht besser zu gehen und Twyl fragte sich, ob ihr Vater vielleicht noch einmal nach ihm sehen sollte. Es schien schließlich nicht durch den Vorfall von Gestern zu kommen, das es ihm schlecht ging. 
"Schon gut. Du siehst nicht gut aus. Bitte bleib liegen. ich werde meine Vater holen. Er wird sicher wissen, was zu tun ist."
Twyla sorgte sich wirklich um Kazan. Er schien wirklich krank zu sein und das auch noch, wo doch nun schon bald die Vermählung statt finden sollte. Sie deckte Kazan erneut zu, lief ins Bad und zog sich wieder an. Sie musste sich beeilen. Kazan ging es wirklich nicht gut. Schon huschte sie über den Balkon. Dort sah sie erstaunt auf die junge Pflanze, die sich dort entwickelte. Sie trug ihr erstes Blatt. Ein Rotes Blatt. Twyla sah von der Pflanze zurück in das Gemach. Kazan brauchte Hilfe. Um die Pflanze könnte sie sich später noch kümmern. jetzt eilte sie erst einmal zu ihrem Vater. Sie hämmerte an die Tür. Angst beschlich ihr Herz, es könne noch etwas mit der Verderbtheit auf sich haben. Die Tür öffnete. Twyla sah ihren Vater flehend an. 
"Bitte komm schnell. Kazan geht es nicht gut."

Kazan bemerkte sehr wohl, dass Twyla besorgt war, aber was hätte er auch schon dagegen tun können. Er hatte es so unendlich schön gefunden, als sie ihn die letzte Nacht umarmt hatte und auch so fand er ihre Nähe wirklich schön. Sie stellte auch schnell fest, dass es ihm nicht gut ging und er sagte nichts dazu, da es der Wahrheit entsprach.

Solus ging den ganzen Morgen seinem Tagwerk nach und hatte auch schon gebet. Dann klopfte es ganz plötzlich und Twyla stand vor ihm. Sie teilte ihm mit, dass es Kazan nicht gut ging und er musterte sie. Empfand sie wirklich für ihn? So sah es zumindest aus. Ganz leicht lächelte er, obwohl er ernst aussah und nickte dann. „In Ordnung, ich sehe ihn mir an. Sei liefen also zurück und tatsächlich lag Kazan immer noch im Bett.
„Nun… ich kann nichts sagen, ehe ich ihn untersucht habe…“ Kazan öffnete die Augen und schien noch immer ziemlich schwach. „Schon… gut…“ Solus sah ihn streng an. „Jetzt lass mich doch erst mal sehen!“
Er fühlte mit den Fingern über Kazans Bauch und die Seiten und fragte, ob es unangenehm sei und schließlich sagte Kazan: „Deine Finger auf meinem Körper im allgemeinen sind mir unangenehm.“ Solus sah ihn erst verdutzt an, dann fragte er: „Soll ich Twyla weiter machen lassen?“ Kazans Augen weiteten sich und er war kurz davor was zu stammeln, als er die Frage, als rhetorisch einordnete. Er brummte nur und Solus machte weiter. Letztlich musste Kazan zugeben, wann ihm schlecht wurde und was unangenehm war. Solus verkündete darauf hin: „Vermutlich was falsches gegessen.“

Twyla empfand wirklich Sorge für Kazan. Sie hatte begonnen, sich in ihn zu verlieben, ohne es zu bemerken. Sie sah Solus bei der Untersuchung genau zu. Als Kazan einen so blöden Kommentar von sich gab, musste Twyla sich ein Lächeln verkneifen. Ihre Wangen glühten, als Solus Kazan fragte, ob SIE weiter machen sollte. Sie lernte das alles doch erst noch. Solus stellte fest, das Kazan irgendwas falsches gegessen hatte. Was konnte er denn falsches gegessen haben? Wohl eher ... hatte er am Vortag überhaupt irgendwas gegessen? 
"Also leichte Kost," 
stellte sie fest. Sofort begab sie sich zur Tür und wies einen Wächter an, in der Küche bescheid zu geben, nichts fettiges zu servieren. Sie kam zurück und betrachtete den Patienten, eben so wie ihren Vater. Die beiden schienen sich ja wirklich zu verstehen. Nun Solus war eben zu jedem, wie ein Vater. 
"Hast du überhaupt gestern irgendwas gegessen?"
Sie war nicht durchgängig bei ihm gewesen und er war später auch weg gelaufen. Vermutlich hatte er den Magen komplett leer oder er hatte sich unterwegs etwas zu essen besorgt. 
"Danke Vater."
Sie war ihm wirklich dankbar, das er gekommen war. 
"Ich lerne noch immer sehr viel von dir. Der Samen ... hat gekeimt. Er hat sein erstes wunderschönes rotes Blatt bekommen."
Sie strahlte über das ganze Gesicht, als sie es ihrem Vater erzählte. ohne weiter darauf zu achten und als sei es das Selbstverständlichste der Welt, setzte sie sich auf das Bett zu Kazan. Ein rotes Blatt. War es wirklich ein Samen des heiligen Baumes? Twylas Augen strahlten förmlich. Sie war überglücklich, das der Baum wuchs, wenn gleich sie ihn nicht für immer in diesem Behälter halten konnte. Sicher würde er irgendwann ein wundervoller Baum werden, der ein neues Symbol für die Elfen und Menschen werden würde.

Solus sah zu Twyla und nickte, auf ihre Frage. Kazan erklärte daraufhin: „Schon gut… Ich…“
„Du solltest einfach tun, was man dir sagt, Kazan. So wird es für alle am einfachsten sein. Kazan sah zu dem Elfen und dann stieß er nur ein unzufriedenes Geräusch aus. Er schlug die Augen nieder und Solus lächelte, als Twyla von der Pflanze berichtete. „Nun, dann habt ihr etwas richtig gemacht, ihr beiden.“ Kazan wollte eben auf Twylas Aussage antworten, als Solus meinte: „Ich bringe gleich noch etwas Medizin und dann kannst du die Krankheit einfach ausschlafen.“ Kazan blickte zur Seite. Schlafen war so eine Sache. Er hatte die ganze Nacht schreckliche Alpträume gehabt und der Seitenblick verriet es dem Elfen. Er sah nun doch etwas besorgt aus. Er legte die Hand auf Kazans Stirn, welcher ihn verdutzt ansah. Dann fragte Solus: „Hast du Schmerzen?“ Kazan musste nicht lange überlegen, aber es war ihm auch irgendwie peinlich es zuzugeben. „Geht… schon…“ Er zog die Decke bis unters Kinn und sagte nun genervt. „Lässt du mich jetzt endlich in Frieden?“ Solus sah ihn ernst an, sagte dann aber: „Ja…“ Er erhob sich und ging zu Tür. „Ich bin bald wieder mit der Medizin da, dann geht es dir besser.“ Kazan reagierte gar nicht darauf und schließlich sah er zu Twyla. Er wollte ihr endlich auf ihre Frage antworten. „Als du es vorhin erwähnt hast. Ich glaube ich habe vollkommen vergessen, zu essen. Zumindest nach dem Frühstück. Er konnte sich aber nicht vorstellen, dass DAVON irgendwas verdorben oder schlecht gewesen sein könnte.

Die Worte ihres Vaters, blieben Twyla im Gedächtnis. Sie BEIDE hatten etwas richtig gemacht. Es erfüllte Twyla irgendwie mit Stolz. War es, das sie endlich miteinander klar zu kommen versuchten? Es würde wohl das Geheimnis des Baumes bleiben. Solus fühlte noch einmal die Stirn Kazans, ehe er los marschierte, um Medizin zu besorgen. Twyla sah Kazan noch immer besorgt an. 
"Du musst dringend was essen,"
beschloss sie und öffnete die Tür. Just in dem Moment kam auch schon ein Bediensteter mit dem Frühstück. Twyla nahm es entgegen und brachte es zum Bett. 
"Versuch es wenigstens."
Sie sah ihn noch immer mit Sorge im Blick an. 
"Wo hast du schmerzen?"
wollte sie schließlich wissen und widmete sich dem Frühstück, welches sie liebevoll für ihn belegte. Tee durfte natürlich auch nicht fehlen.

Kazan lag einfach nur rum und wartete auf Twyla und Solus. Er fühlte sich elend und er wollte einfach nur, dass es aufhörte. Und schon gar nicht wollte er was essen! Er wollte ihr das auch eben sagen, als sie sagte, dass er es wenigstens versuchen sollte. Er senkte den Blick und seufzte tonlos. Sie gab sich ja wirklich Mühe und er… Nun er nahm den ersten happen und schluckte ihn runter. Auf ihre Frage wo er schmerzen hatte, antwortete er erst gar nicht, weil er es viel zu dämlich fand zu sagen: Aua, mein Bauch tut weh. Er hatte schließlich auch seinen Stolz. Außerdem war es nun auch nicht so unglaublich schlimm. Es war eher ein unangenehmes ziehen, als echter Schmerz. Er hatte die erste Brötchenhälfte gegessen und rührte die zweite nicht mal an. Es war nicht so, dass es nicht schmeckte oder so, aber er bemerkte, dass ihm schlecht wurde, wenn er noch mehr essen würde. Den Tee jedoch trank er vorsichtig und schließlich kam Solus wieder herein. Er hatte eine Phiole dabei und die Flüssigkeit darin, war rabenschwarz. DAS sollte er zu sich nehmen?
„Hier trink das hier und dann ruh dich aus.“ Kazan nahm das Fläschchen entgegen und Solus schien nu zu warten, dass er es wirklich zu sich nahm. Kazan fragte: „Was ist das?“
„Es wird helfen, du willst nicht wissen, was es ist.“ Vermutlich stimmte das. Er trank also und stellte fest, dass es wirklich, WIRKLICH ekelhaft schmeckte. Beinahe hätte er sich erneut übergeben und die Bauchschmerzen wurden wirklich schlimm. Er krümmte sich leicht nach vorne, als würde das was bringen und dann schließlich hörte es ganz auf. Ungewöhnlich. Sein Herzschlag hatte sich aber beschleunigt und das Zittern war vorüber. Er hatte nun auch wirklich Hunger und vollkommen überrascht fragte er: „Was war das?“ Solus lächelte nur und ging dann hinaus. „Gute Besserung!“ Er schloss die Tür hinter sich und lehnte einen Moment dagegen. Er sah ein wenig bitter aus und auch etwas bekümmert, dann setzte er jedoch seinen Weg fort.

Twyla blieb die ganze Zeit über bei Kazan. Das er nicht essen wollte, schien ja nun mal wirklich zum Krankheitsbild zu gehören. Sie sorgte sich sehr. Als Solus mit dem schwarzen Gebräu herein kam, wurde selbst Twyla ganz anders. Sie kannte den Trank nicht, aber sie hatte die Befürchtung, das ihr Vater wieder mit irgendwas herum experimentierte. Wenn dem so wäre ... sie wusste nicht, was sie dann tun würde. Es war schon schlimm genug, das ihr Vater sie so einfach verkauft hatte, aber wenn er Kazan nun etwas an tat .. an ihm Experimente durch führte ... Misstrauisch sah sie ihm nach. Da stimmte doch was nicht. Twyla wollte Kazan jetzt nicht alleine lassen. Sie hatte keinerlei Ahnung, was mit Kazan nicht stimmte, aber sie wurde die Befürchtung nicht los, das es noch immer was mit der Verderbnis zu tun hatte. 
"Schön, das es dir besser geht. Dann .. solltest du jetzt wirklich frühstücken. Ich ... muss mit meinem Vater reden."
Sie verließ Kazan nun doch. Sie sprang über den Balkon, holte Solus ein und fragte: 
"Was hast du ihm gegeben? Ich kenne so viele Mittel aber das habe ich noch nie gsehen."
Für einen Moment schwieg sie. 
"Vater? Ihr experimentiert doch nicht an ihm herum ... oder?"

Solus wollte eben verschwinden, als Twyla ihm nachkam. Er blieb stehen und sie stellte ihn auch gleich zur Rede. Er sah sie eine ganze Weile an und dann blickte er zur Tür. „Wir experimentieren nicht.“ Sie wollte aber dennoch wissen, was es war und so wie Solus seine Tochter kannte, würde sie nicht Ruhe geben. „Du magst ihn, hm?“
„Er gibt sich alle Mühe mich glücklich zu machen ... und ja ... ich mag ihn und möchte das er glücklich ist.“
Solus lächelte liebevoll und sagte: „Ich bin mir sicher, dass es ihm jetzt wieder gut geht, Twyla. Mach dir keine Sorgen. Wenn du dich um ihn kümmern möchtest, dann kannst du das jetzt tun. Ich möchte, dass du mir jetzt vertraust. Wir tun nichts, was ihm schaden könnte.“ Damit wollte er sie wohl ab frühstücken wie es schien. Doch das gelang nicht, denn sie bohrte nach. Er nahm die Arme vor die Brust und verschränkte diese. Er schien kurz nachzudenken. „Er hatte einen Verderbten Pfeil in seinem Körper. Wir haben versucht ihn zu heilen. Und das eben scheinen nur die Nachwirkungen gewesen zu sein. Wir hatten keine andere Wahl, Twyla, sonst wäre er jetzt auch tot… oder eines dieser Dinger.“

Es bestürzte Twyla, das zu hören, doch sie war ihrem Vater mehr als nur Dankbar, das er ihr die Wahrheit gesagt hatte. 
"Vater ... danke ... das du mir die Wahrheit gesagt hast. Ich ... glaube ich verstehe nun ... was du meintest, als du sagtest, das man jemanden zu lieben lernen kann und ich danke dir, das du ihm hilfst. Ich weiß das du das alles nur zum Wohle unseres Volkes getan hast ... und nun ... Ich vertraue dir ... aber ich habe auch angst."
Nun sah sie auf den Boden. Ja, sie hatte Angst. Sie wusste schließlich nicht, was noch auf sie zu käme, nach allem, was sie gesehen hatten. Solus hatte ihren zukünftigen Gemahl gerettet. Nicht nur Solus, sondern auch die Weise.
"Ich hätte nie an deinen Entscheidungen zweifeln dürfen."
 Twyla fiel ihrem Vater um den Hals, wie es eben nur eine Tochter tun kann. Sie küsste ihn auf die Wange und eilte zurück zu ihrem kleinen Reich. Der Spross sah wundervoll aus. Ein einzelnes rotes Blatt. So wunderschön. Wie könnte sie diesen Spross nicht hegen und pflegen? Und Kazan? Sie schob den Efeu bei Seite und sah in Kazans Gemach. 
"Geht es dir gut?"