Immergrüne Pforte – Uicalen’Fenna

Eigentlich war es weniger, das sie Befehle geben wollte oder jemanden einschränken, sondern eher, das sie sich um Beide sorgte. Sie wusste, das Arthas Kazan unterlegen war, dafür aber gemeine Tricks einsetzen konnte. Letztlich befürchtete sie, sie könnten sich ernsthaft verletzen, denn sie hassten sich bis aufs Blut. Twyla nutzte die zeit, um die Paste zur Seite zu stellen und sich wieder ihrer Schreiberei zu widmen. Schließlich wollte sie es noch fertig bekommen, ehe sie verheiratet wurden. Auch ein Brief müsste noch geschrieben werden. Twyla seufzte, sah in den Himmel und legte das Buch weg. Sie hatte wohl überreagiert, aber es war nun mal ... sie wollte wirklich nicht, das ihnen etwas geschah. So nahm sie also ein weiteres Stück Pergament und begann zu schreiben. 

"Lieber Kazan.
ich verstehe, das Arthas mehr als ein Rivale ist. Ich würde mir nie anmaßen wollen, euch irgendwelche Vorschriften zu machen. Ich fürchtete, ihr würdet euch etwas antun ... euch vielleicht sogar schwer verletzen. Es ist die Sorge, die aus mir spricht. ich werde mich nicht einmischen, solange es bei harmlosen Kämpfen bleibt. Ich kann nur hoffen, das du mich ein bisschen verstehst, denn ich möchte niemanden verlieren, der mir am Herzen liegt, denn schließlich gehörst auch du zu meinem Leben und liegst mir am Herzen, wenn auch nicht auf die Art, die es sich mein Vater wünschen würde. 


Twyla"


Sie legte ihm den Brief wieder auf sein Kopfkissen, ging zurück auf den Balkon und arbeitete an ihrem Buch weiter, welches später einmal ein wunderschönes Werk wär.

Kazan kam erst am Abend zurück. Er fand natürlich den Brief und starrte ihn eine Weile an, ehe er ihn behutsam nahm und auf den Nachttisch stellte. Er würde ihn am nächsten Tag übersetzen lassen. Jetzt würde er wohl kaum Solus noch belästigen können. Er drehte sich auf die Seite und sah zu seinem Fenster hinaus. Sicher war Twyla da irgendwo, aber er hatte nicht vor, sie noch mal zu besuchen. Er schloss die Augen und schlief schnell ein.
Am nächsten Morgen wachte er früh auf, zog sich an und wollte eben etwas essen gehen, als er von draußen hörte: „Heeeeyyyy! Kaaaazaaaan!“ Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Kazan sah aus dem Fenster und da stand Arthas rotzfrech auf SEINEM Rasen! Was bildete sich dieser… dieser… arg! Was bildete er sich ein.
„Morge~en.“
„DU schon wieder…“
„Ich hab mir gedacht, dass ich wieder versuchen will um den Garten zu kämpfen! Interesse?“ Das war doch wirklich nicht zu fassen! „Ohne Waffen versteht sich.“ „Du magst Demütigungen, wie?“
„Es ist doch keine Schande gegen jemanden zu verlieren, der einem hundert Jahre voraus ist, nicht?“ Kazan biss die Zähne zusammen. Er ging durch die Burg hinunter und stand Arthas gegenüber, der einfach nur grinste. „Es mangelt dir an Manieren, Bürschchen…“, stellte Kazan fest und Arthas nahm Kampfhaltung ein. Kazan ballte die Fäuste und erklärte: „Du bist nicht zu retten.“ Es ging sehr schnell und Arthas fand sich benommen auf dem Boden wieder. Er sah hoch und sagte: „Du… bist wirklich schnell.“
„Einer Schnecke erscheint alles schnell.“ Er ließ ihn liegen und sagte: „Verschwinde.“ Dann ging er wieder rein. War doch wirklich nicht zu fassen. Arthas rappelte sich auf und grinste hoch zu Twyla. Kazan hatte ihn nicht verletzt, nur umgehauen. Und nun war es schon wieder in Ordnung. Er winkte ihr zu und verkrümelte sich. Kazan ließ den Brief übersetzen und irgendwie war es tröstlich, dass er ihr am Herzen lag. Aber er würde niemanden nur aus einer Laune heraus umbringen.

Am nächsten Tag begann das gleiche Spiel. Arthas wartete schon auf einem Stein sitzend darauf, dass Kazan aufstand und dieser blickte noch bevor er sich überhaupt anzog und wusch, aus dem Fenster. „Was stimmt bloß nicht mit dir?“, fragte er ungehalten. „Na ich will den Garten benutzen. Irgendwann erwische ich dich schon, Kazan.“ Kazan funkelte ihn feindselig an.

Twyla erwartete auch gar nicht, das Kazan sie erneut besuchen würde. So hatte sie wenigstens Zeit mit ihrem Buch voran zu kommen, was ihr wirklich gut gelang. Am frühen Morgen hörte sie Arthas, wie er da unten nach Kazan rief. Wenn er sich was in den Kopf gesetzt hatte, gab er aber auch nicht auf. Twyla wartete ab. Sie würde nicht noch einmal versuchen die Männer von solchen Dummheiten ab zu halten. Statt dessen kümmerte sie sich um ihre Pflanzen, während Kazan Arthas den Hintern versohlte. Arthas grinste Twyla nur an, die ihrerseits mit dem Kopf schüttelte. Wurde er es denn nicht müde dauernd verdroschen zu werden? 
Auch am nächsten Tag stand Arthas unten und lauerte auf Kazan, um ihn heraus zu fordern. 
"Er wird nicht aufgeben,"
prophezeite Twyla. 
"Nicht mal wenn du ihm die Arme und Beine brichst. Er ist ein Sturkopf und wird solange versuchen dich zu besiegen, bis er seinen Willen hat."
Kazan würde sich sicher erneut darauf einlassen. Für ihn schien das nun zum Frühsport zu werden.

Unzufrieden sah Kazan hinab in den Garten. Er konnte nicht glauben, dass der Kerl schon wieder dort stand. Erneut kümmerte er sich um ihn und Arthas schüttelte den Kopf, als er so benommen auf dem Boden saß. Er lächelte dabei jedoch und sah hinauf zu Twyla. Wenn er nicht in den Garten durfte, könnte er nachweislich auch Twyla nicht besuchen und Kazan schien das gerne in Kauf zu nehmen. Er ließ Arthas von einer Wache wegschaffen und verzog sich in sein Arbeitszimmer.
Kazan hatte Twylas Worte zwar vernommen, aber scheinbar machte es ihm auf gewisse Art und Weise aber auch Spaß, ihn zu verprügeln. Wie oft wollte der Kerl hier noch auftauchen? Er sah aus dem Fenster. Regenwolken waren aufgezogen und es würde bald anfangen. Was würde Twyla dann machen? Sie hatte kein wirkliches Dach über ihrem Reich.

Twyla begriff natürlich, das Arthas sie sehen wollte und deshalb gern hier heraus kam und sich verprügeln ließ, doch könnte man das doch auch anders regeln. Ja, sie war gern hier oben, weil hier IHR Reich war, weil Kazan ihr dieses kleine Reich angefertigt hatte, um ihr ein Zuhause zu geben. Es war der einzige Ort, an dem sie sich, abgesehen von dem heiligen Baum, wohl fühlen konnte, wenn gleich es nicht das selbe, wie der Wald war. Ungern ging Twyla in die Stadt. Nur wenn es sein musste, begab sie sich dort hin. Zum heiligen Baum wäre es nun auch nicht unbedingt weit, also könnte sie sich dort mit Arthas treffen, doch empfand sie es als ungehörig gegenüber Kazan, denn schließlich war sie ihm versprochen und Arthas ... nun er würde sich vermutlich nur mehr Hoffnungen machen, was Twyla nicht fördern wollte. Einmal würde sie es aber noch in Kauf nehmen, denn letztlich würde sie Arthas noch einmal deutlich machen müssen, dass er nun einmal nicht zu ihr gehörte. Twyla sah in den Himmel. Wolken zogen auf und sie war noch mit dem Buch beschäftigt. Wenn es regnete, würde sie selbst kein Problem damit haben, denn der Regen gehörte nun mal zur Natur, nur würde das Buch darunter leiden. Twyla raffte die Decke aus der Hängematte, wickelte das Buch darin ein und schob es hinter den Vorhang aus Efeu. Dort würde es hoffentlich trocken bleiben. Sie selbst blieb draußen, um den Regen zu begrüßen. Kazan wollte sie nicht stören. Seit sich Kazan und Arthas zum ersten Mal um den Garten geprügelt hatte, hatten sie kein Wort mehr gewechselt. Twyla war nicht ängstlich, auch nicht unbedingt stur, aber in diesem Fall ... sie musste sich an so vieles gewöhnen ... auch daran, das sich zwei Männer der Ehre halber stritten. In erster Linie schämte sich Twyla, weil sie sich so aufgeführt hatte.

Die ersten Regentropfen küssten die Erde, als Kazan gerade aus dem Fenster sah. Er wusste selbst doch ganz genau, dass Arthas mehr für Twyla empfand, als reine Freundschaft, aber trotzdem versuchte er Lysa zu unterhalten, nett zu sein und sich zu kümmern. Kazan war auch nicht blöd. Er glaubte nicht, dass er um den Garten kämpfte, nur um Twyla zu sehen. Er glaubte, dass Arthas es tat, damit er und Lysa hier her konnten. Was sich der Elf davon versprach? Kazan hatte eine Vermutung, aber eigentlich traute er ihm so viel Heimtücke auch nicht zu… Außerdem wusste er nichts von Kazans Gefühlen, gegenüber Lysa. Warum war die Welt nur so schwer? Er seufzte.
Er legte die Feder weg und wollte eben aufstehen, als er sich doch noch einmal den Federkiel ansah. Twyla hatte ihn für ihn angefertigt und Kazan empfand diese Geste wirklich nett. Überhaupt empfand er Twylas Gesellschaft die meiste Zeit sehr… nun, es war meistens ruhig. Nun stand er doch auf und ging zu ihr. Die Decke fiel ihm gleich auf und er fragte sich, was sie wohl hier verloren hatte. War ihr nicht aufgefallen, dass hier immer alles top ordentlich war? Was sie in ihrem Reich trieb war ihm ja egal, aber in seinem Schlafzimmer konnte sie doch nicht einfach ihre Sachen herum liegen lassen! Irgendwie musste er bei diesem Gedanken fast schmunzeln. Die Welt musste wieder friedlich sein, wenn er sich solche Gedanken machen konnte und Zeit hatte, sich über solche Nichtigkeiten aufzutriefeln…
Der Regen nahm zu und er schob den Vorhang etwas zur Seite. Twyla stand im Regen und breitete sogar ein wenig die Arme, wobei ihre Handflächen nach oben zeigten. Sie genoss das kühle Nass auf der Haut und Kazan blickte in den Himmel. Es hatte sich richtig zugezogen und er fragte sich, ob Elfen weniger schnell krank wurden. Und jetzt stand er hier, wie ein Idiot und wusste nicht was er sagen sollte. Übers Wetter reden, kam wohl nicht in Frage wie? Er sah auf den Eimer mit dem Samen. Eine kleine Wölbung zeigte sich und als ein Regentropfen auf diese aufschlug, rutschte ein bisschen Erde zur Seite. Er sagte leise: „Er gedeiht gut.“ Es schaute nämlich nun eine kleine sehr hellgrüne Spitze heraus.

Ja, Twyla genoß den Regen sehr. Es war wirklich angenehm, doch hatte sie schon ewig nicht mehr so viel Regen abbekommen. Wenigstens war es nicht kalt. Denn noch. Erkälten konnte sie sich eben so gut, wie ein Mensch. Lediglich war sie im Wald etwas geschützter, durch die Blätterdächer. Sie wollte nicht so unhöflich sein, einfach in Kazans Schlafgemach zu gehen, um dort den Regen ab zu warten. Sie wollte schließlich auch irgendwann in ihre Hängematte zurück, allerdings sah es gerade nicht so sehr danach aus, als würde sie heute Nacht in ihr schlafen können. Als Kazan sprach, drehte sie sich ruckartig zu ihm um, sah dann auf den Topf mit dem Sprössling und lächelte ein glückliches Lächeln. Sie kniete sich zu dem Sprössling, strich hauchzart mit dem Finger darüber und sah dann wieder zu Kazan. Er hatte sie sehr glücklich mit dieser Geste gemacht. 
"Ja ... das hat er dir zu verdanken. Ohne dich ... wäre er vielleicht wirklich niemals aufgegangen."
Der Regen wurde stärker. Irgendwo in der Ferne donnerte es. Sicher wäre es besser, sich nun ins Trockene zu begeben, aber  ... wäre es Kazan überhaupt recht? 
"Danke Kazan ... Danke für alles."

Tatsächlich nahm der Regen etwas zu und als es donnerte sah auch Kazan in die Ferne. Er beobachtete außerdem Twyla, wie sie sich zu dem Setzling hockte und ihn zart berührte. Nun… Er war sich ganz sicher, keine Anteile an dem Wachstum des Samens zu haben, was Twyla nicht wusste, war nämlich die Tatsache, dass er bereits als kleiner Junge versuchte hatte, diese Pflanze zum Wachsen zu bringen, aber es hatte sich nichts getan. Er hatte ihn damals von seinem Vater bekommen und war regelrecht beleidigt, dass der Samen nie aufgegangen war. Als er seinen Vater später einmal gefragt hatte, hatte er nur gelacht und erklärt: “Mein Sohn! Das ist kein Gewöhnlicher Samen. Er gedeiht nur unter ganz bestimmten Umständen und nur dann, wenn ER es für richtig hält.“ Kazan fand aus diesem Grund irgendwie ein wenig Frieden mit seinem Vater. Dass diese Pflanze wuchs… war einzig und allein Twylas Verdienst und Kazan … nun er zollte ihr seinen innigsten Respekt dafür. Er wollte eben etwas sagen, als das Tröpfeln mit einem Mal zu einem heftigen Platzregen wurde, als habe jemand Wasser über ihnen ausgekippt. Er zog Twyla ohne zu fragen in sein Schlafzimmer und sah sie dann an. Er sah hinaus und ging noch mal hinaus um den schweren Tontopf hineinzutragen, damit die arme zarte Pflanze nicht gleich erschlagen wurde! Behutsam stellte er den Topf ab. Dann legte er ein Betttuch aus dem Schrank an die Enden des Efeus, damit das Wasser nicht herein lief, wobei das Mos aber auch seinen Teil dazu beitrug das Wasser zu halten. Was sollte er denn nur auf ihren Dank antworten! Gern geschehen! oder Ach, nicht doch! Dafür doch nicht! oder vielleicht Es gibt nichts zu danken… vielleicht auch Hab ich doch gern gemacht! Zum Auswachsen war das! Wenn er doch nicht immer so unentschlossen wäre! Er sah zu Twyla und sagte dann emotionslos, aber sanft. „Keine Ursache.“ Und obwohl er innerlich so mit sich selbst haderte wirkte er nach außen entschlossen und so, als gäbe es überhaupt keine andere Antwort darauf. Er hatte sich bereits für die Feder bedankt, also war das auch überlüssig.

Etwas überrascht sah sie Kazan nun an, als dieser sie einfach so ins Schlafzimmer zog. Das war wirklich sehr freundlich von ihm. Auch den kleinen Samen holte er mit rein. Twyla hatte noch immer keinen Schimmer, was das für eine Pflanze werden solle, wenn sie wuchs, aber es war ihr eigentlich auch egal, denn sie lebte und das war ihr am wichtigsten. Keine Ursache ... das war seine Antwort. Twyla wollte ihm einen Freude machen. In den letzten Tagen hatte sie ja wirklich viel Zeit gehabt, an dem Buch zu arbeiten. Sie war eigentlich fertig. Natürlich war es in elfisch geschrieben. Twyla war wirklich glücklich und es fiel ihr wesentlich leichter als sonst mit Kazan Zeit zu verbringen. Sie musste nicht mehr lange überlegen, wann der Richtige Zeitpunkt wäre, ihm das Buch zu überreichen. Vorhin erst hatte sie die letzten Zeichnungen mit ein gebracht. Es war eigentlich fertig. Sie ging zu ihrer Decke, sah Kazan dabei entschuldigend an. Sie war es ja nicht gewöhnt, das alles so ... nun eben menschlich war. Sie wickelte das Buch aus, starrte einen Moment lang drauf und brachte es schließlich mit zu Kazan. 
"Ich möchte dir das hier schenken. Es ist ... ein Teil meines Volkes."
Ja, das war es. Sie hatte darin Gedichte aufgeschrieben, hatte Zeichnungen angefertigt, die wie Efeu über den Rand der Seiten glitt oder auch andere Dinge, wie Pflanzen, Tiere, Insekten, die sie sehr filigran und klein gezeichnet hatte, und natürlich durften auch die einen oder anderen Geschichten ihres Volkes nicht fehlen, wobei sie nur wenige dramatische oder traurige ausgesucht hatte.
"Ich ... beherrsche die Schrift deines Volkes nicht ... aber ich kann es dir ... übersetzen .. oder übersetzen lassen, wenn du möchtest."
Ihr Wangen färbten sich rötlich und sie sah auf den Boden, wie ein verschüchtertes junges Ding.

Was achte sie jetzt? War ihr kalt? Hatte sie die Decke hier gelassen, damit sie nicht nass wurde? Und dann zog sie ein Buch hervor. Ungewöhnlich. Dann sagte sie, dass sie es ihm schenken wolle. Er nahm es entgegen und schlug es auf. Es war in Elfisch geschrieben. Ob sie wusste, dass er kein Elfisch lesen konnte? Nein… woher auch, denn er hatte ihr einen Brief zurückgeschrieben, der auch elfisch war. Doch dann bot sie an, es zu übersetzen. Und dieses zarte Rosé auf ihren Wangen ließ sie wunderschön aussehen. Nicht dass sie davor hässlich gewesen wäre. Er dachte schon wieder so einen Unfug. Als sie so auf den Boden sah und er durch das Buch blätterte und die Zeichnungen begutachtete sagte er leise: „Wieso liest du es mir nicht vor?“ Dann sah er auf und einen magischen Moment lang trafen sich ihre Blicke. Er wandte den Blick nicht ab, hielt stand und wagte es nicht, als erster wegzusehen.

Da wurden die Wangen noch einmal einen Ticken dunkler. Schüchtern sah sie auf, eher ungläubig, als wäre das nur ein Scherz seiner Seits gewesen. 
"Gern,"
lächelte sie. Erst musste sie sich jedoch umziehen, denn sie war bis auf die Haut nass. Ihr größtes Problem bestand darin, das sie keine Sachen hier hatte. Alles war im Wald zurück geblieben und hier hatte sie bisher nicht gefunden, was ihr gefallen konnte. Jemand hatte ihr allerdings schon ein helles, Nachtgewand ins Bad gelegt, welches sie nun anzog. Sonst trug sie solche Sachen nicht, aber es war sehr leicht und doch nicht durchsichtig. Zusammen gingen sie in den Zwischenraum, setzten sich dort an den Kamin, wo Twyla begann eine kleine Geschichte vor, die von einem Baum und seinem Erwachen als Samen handelte, davon berichtete, wie sich alles um ihn herum verändert, bis irgendwann die Elfen erscheinen, um ihn zu ehren, als wahrlich alten und weisen Baum des Lebens. Twyla las sanft, aber auch so, als erlebe sie das alles eben selbst. Als sie fertig war, sah sie verunsichert auf. Ob es ihm wohl gefallen hatte?

Kazan schloss die Augen, als sie anfing die Geschichte vorzutragen. Sie konnte ihr geschriebenes Wort perfekt in die gemeine Zunge übersetzen und Kazan konnte sich regelrecht vorstellen, wie es aussehen mochte. Wie sich um ihn her die Umgebung veränderte und Lebewesen ihren Platz bei ihm fanden. Die ersten Elfen in seiner Nähe. Eine sah aus, wie Twyla, was natürlich nur seiner Vorstellung entsprang und ein anderer wie Solus. Selbst Arthas tauchte auf, wenngleich er keinen Groll hegte. Kazan gab sich der Erzählung voll und ganz hin und als sie endete machte er die Augen wieder auf. Und dann sagte er leise: „Vielleicht wird dein Samen auch irgendwann so empfinden.“ Er sah hinüber zu seiner Schlafzimmertür. Gewiss.
Er sah wieder zu Twyla und überlegte einen Augenblick. Dann erhob er sich. „Danke.“ Für das Buch, ihre Gesellschaft und ihren Vortrag. Es hatte ihm gefallen und er empfand ihre Gegenwart als weniger schlimm als zuvor. Dennoch verließ ihn diese sagenhafte Nüchternheit nicht. Er nahm den Topf vom Kamin und setzte Tee auf. Nach kurzem Ziehen, reichte er Twyla einen und lauschte den Klängen des Regens. Er setzte sich wieder und suchte nach Worten, fand aber keine. Dann nahm er ihr das Buch aus der Hand und streifte ausversehen ihre Finger mit den seinen. Er sah sie an und dann wich er mit dem Buch in der Hand etwas zurück, wo er konsequent drauf starrte. Sein Herz schlug schneller. Was machte sie nur mit ihm?

Twyla genoss es regelrecht hier zu sitzen und ihm vor zu lesen. Der Regen prasselte an die Fenster und das Feuer knisterte im Kamin. Kazan hatte die Augen geschlossen gehalten, als Twyla gelesen hatte. Ihr Samen ... ob dieser wunderschöne Setzling je ein Baum werden würde? Vielleicht empfand er jetzt schon so. Aus der Dunkelheit und dem warmen Schoß der Erde heraus gebrochen ins Licht der Welt um zu sehen und zu wachsen. Ein wirklich schöner Gedanke. Er bedankte sich und setzte einen Tee auf.Als dieser fertig war, reichte Kazan Twyla eine Tasse und nahm ihr das Buch wieder ab. Seine Finger ... sie hätten doch eigentlich rauer sein sollen, oder? Dabei waren sie ganz weich und sanft. Auch Twyla sah einen Moment erschrocken auf ihre Finger, ehe sich erneut die Wangen leicht färbten und sie nichts weiter, als in den Tee starren konnte. Sie spürte seine Nähe, seine wärme und war für einen Moment völlig neben sich. Der Tee duftete herrlich, aber Kazan ... 
"H-hat es ... hat es dir gefallen? Wenn du möchtest, kann ich dir morgen wieder vorlesen ... und das Buch auch erweitern." 
Warum begann sie denn nun zu plappern? Sie wollte doch die Ruhe nicht stören, die sie sich eben erst aufgebaut hatten. Twyla presste die Lippen aufeinander. Sie würde ja schlafen gehen nur schüttete es draußen wie aus Eimern und sie würde sich höchstens den Tod da draußen holen.

Kazan hatte beiläufig seinen Blick über Twylas Körper schweifen lassen, wobei dieses Gewandt eigentlich weniger von ihrem Körper preis gab, als ihre eigentlichen Sachen. Dennoch hatte es etwas neckisches… Er sah Twyla nicht an, als er sagte: „Hat es.“ Sonst hätte er sich wohl kaum bedankt. Und schließlich sagte er auch: „Ja, das wäre schön.“ So wie er es sagte, klang es, als würde er darüber entscheiden, was er zum Nachtisch essen könnte. Es war wirklich nicht leicht ihn zu durchschauen. Er sah aus dem Fenster und entschied: „Du solltest in der Burg schlafen. Ich kümmere mich morgen um ein Dach.
Plötzlich hämmerte es an der Tür. Kazan sah auf und ging zu selbiger, als sie auch schon aufgerissen wurde und er eben noch zurück weichen konnte. Ein völlig aufgelöster Sandor stand dort und sagte: „Kazan! Komm schnell!“
„Was soll…“
„Ich erklär es dir unterwegs!“ Er betrachtete Kazanz Aufmachung. Er war ja auch schon im Schlafgewandt. Doch schien die Zeit zu drängen. „Komm!“ „Was ist denn nur los!?“ „Du musst es dir selbst ansehen!“ Sie stürmten hinauf in den Turm von Euphemia. Sie lag im Bett und schien schmerzen zu haben. Sie stöhnte hin und wieder und Kazan sah seinen Bruder böse an, dass er ihn HIERFÜHR extra hergebracht hatte, war eine Unverschämtheit! „Sandor…“
„Nein warte!“ Kazan sah zu der Frau, die er Mutter nannte und plötzlich schlug sie die Augen auf. Sie fing an zu sprechen und es hörte sich an, als würde sie elfisch reden, aber keines der Wörter, war Kazan bekannt. Ihre Augen leuchteten weiß, als sie diese nun öffnete und Kazan war wie gebannt. Was war das? War das… echte Magie? Wie und … „Hol Solus her.“, sagte er geschockt.

Es freute Twyla irgendwie schon, das es Kazan gefallen hatte. Zwar gab er mal wieder keine Emotionen Preis, doch wollte er offenbar, das Twyla ihm auch morgen vorlesen würde. Ein schönes Gefühl, ihm eine Freude gemacht zu haben, überkam sie und so lächelte sie vor sich hin. Allerdings erschrak sie, als er meinte, sie solle in der Burg schlafen. Ja wo sollte sie denn schlafen? In einem anderen Raum? In einem der schrecklich dunklen Zimmer? Nein ... das kam nicht in Frage. Twylas Gedankengänge wurden von dem panischen pochen an der Tür unterbrochen. Sandor war es, der seinen Bruder offenbar inständig dringen brauchte. Natürlich ging Kazan mit und Twyla ... nun sie war unentschlossen. Sie war nicht gebeten worden mit zu kommen. Denn noch fühlte sie sich dazu verpflichtet und lief ihnen zögernd nach. 
Euphemias Zimmer war das Ziel. Twyla schlug erschrocken die Hände vor den Mund, als sie sah, was sich da tat. Ihr Vater wäre vermutlich die einzige Hilfe, die sie noch retten konnte. Sie selbst hatte zwar schon einiges gesehen, aber noch nicht die Erfahrung, solche Dinge zu bannen oder erklären. Alles was sie tun konnte war sich erneut um zu ziehen und ihren Vater zu holen. 
"Ich mach das."
Sie rannte sofort zurück in Kazans Bad, wo ihre nassen Sachen noch lagen, zog diese wieder an und sprang einfach, mit der noch fallenden Strickleiter, vom Balkon. Unten an gekommen,l rannte sie durch den strömenden Regen direkt hinunter zum Elfenviertel, wo sie wie verrückt gegen die Tür klopfte. Solus selbst kam gelaufen um zu öffnen. 
"Vater ... schnell ... Lady Euphemia ... Sie scheint besessen zu sein!"
Sie wartete bis ihr Vater endlich so weit war und ihr folgte. Zielsicher rannten sie durch die Stadt, direkt zu dem Turm und hoch zum Zimmer der Lady. Twyla war wirklich vollkommen durchnässt, aber es war ihr auch egal, denn das hier war seeehr wichtig.

Solus fackelte nicht lange und folgte seiner Tochter, als sie ihm erklärt hatte, was los war. Er begab sich durch den strömenden Regen zur Burg. Es fing sogar an zu gewittern und Blitze zucken über ihnen durch den Himmel. Es war ein wirkliches Sau-Wetter!
Im Turm angekommen, sah Kazan auf, der am Bett seiner Mutter saß und ihre Hand hielt, die sich immer wieder neu verkrampfte, während sie auch hin und wieder stöhnte. Es war irgendwie ein sehr trauriges Bild. Solus kam sofort auf ihn zu und Kazan stand auf. Der Elfen-Fürst begutachtete Euphemia und wartete. Es dauerte eine geschlagene Stunde, ehe sich das Schauspiel erneut zutrug. Etwas ungläubig sah Solus auf die Frau und sagte: „Das ist Altelfisch.“ Na ach!
„Das war mir durchaus klar.“, erwiderte Kazan und erklärte weiterhin: „Sie kann weder Elfisch noch Altelfisch.“ Kazan sah auf sie herab und dann zu Solus, der ihn nun musterte. „Was macht dich so sicher?“ Als würde er seine Mutter nicht kennen! Kazan sah wieder zu ihr und schließlich sagte er leise: „Ich bin aber sicher…“
„Sie scheint von etwas beseelt zu sein.“ Beseelt nicht besessen? „Wir brauchen einen Experten. Wir brauchen jemanden, der sich so gut in der Altelfischen Kultur auskennt, wie ich in der Elfischen.“ Kazan ahnte schlimmes. „Ich werde Kontakt aufnehmen. Doch in der Zwischenzeit… sollten die Vermählungen stattfinden.“ Kazan musterte den Elf und Twyla konnte deutlich sehen, dass ihn diese Forderung sehr aufzuregen schien. Dennoch drehte er sich einfach zum Ausgang und ging nun hinaus. Sandor blieb bei seiner Mutter und Solus sagte schließlich: „Beten wir für ihre Seele."

Altelfisch. Twyla hatte keine Ahnung von der altelfischen Sprache. Der Einzige, der ihr einfiel, der diese Sprache noch sprach und kannte, war der König. Twyla stand noch immer total durchnässt da. Sie war ohnehin schon bis auf die Haut nass. Was machte es da schon, wenn sie über den Burghof gehen würde? Nichts. Welche Frage sie nun aber beschäftigte, war die, warum alle es plötzlich so eilig mit der Hochzeit hatten. Twyla hätte es lieber raus gezögert. Sie wollte nicht heiraten. Kazan hatte seine Haltung diesbezüglich eben so wenig geändert, nur das er tat, was getan werden musste. Lieben würde er sie nie, wie Twyla glaubte, und auch an ihren eigenen Gefühlen, die sie für ihn entwickeln sollte, zweifelte sie stark. Würde sich Solus nun mit dem König in Verbindung setzen, würde dieser vermutlich nicht einmal zuhören, wenn er erfuhr, was hier vor sich ging. Twyla wusste, das er eine absolute Abneigung gegen Menschen hatte. ALLE wussten das. Sie wussten weben so, das er es nicht gut hieß, sich gar von denen abwandte, die sich mit Menschen einließen. Von ihm hatten sie sicher keine Antworten zu erwarten, aber vielleicht hatte Solus auch eine ganz andere Quelle. Wie dem auch sein mochte. Twyla ging nicht direkt zurück zu Kazans Geächern. Solus hatte gesagt sie mussten warten und für Euphemia beten. Genau das tat Twyla nun auch. Sie stand vor dem heiligen Baum, den sie so sehr mochte, legte die Arm um seinen Stamm und betete in Gedanken, Euphemia möge sich erholen. nach einer Weile machte sie sich auf den Weg zurück. Sie kletterte die Strickleiter hoch, schob vorsichtig einen Teil des Efeuvorhangs zur Seite und stand im Schlafgemach Kazans. Sicher war er noch in seinem Arbeitszimmer oder ... leise klopfte sie an die Badezimmertür. Keine Antwort. Twyla öffnete vorsichtig die Tür, ging hinein, als sie merkte, das niemand da war und zog sich um. Er hatte gesagt sie solle in der Burg schlafen. Ein schrecklicher Gedanke, aber was sollte sie dagegen schon tun? Selbst im Wald schlief sie nicht im strömenden Regen oder bei Gewitter ausserhalb einer Hütte. Unschlüssig ging sie hinüber in das Zwischenzimmer, wo sie sich auf einen der großen Sessel zusammenkauerte. Hoffentlich würde es Euphemia bald besser gehen. Vielleicht konnte Solus auch ihre Seele heilen?

Twyla hatte mit ihrer Vermutung Recht. Kazan war in seinem Arbeitszimmer. Aber er arbeitete nicht. Er saß auf einem Kissen auf dem Boden und glotze die Wand an. Heirat… Er war nicht bereit dafür. Er wollte nicht wie auf dem Markt verkauft werden. Er fand zwar das Twyla wunderschön war, aber sah sie das auch so? Was sah sie in ihm? Nur den Mann, den sie nehmen musste. Herzlichen Glückwunsch zur schönsten Kuh! Kazan blickte leicht über seine eigenen Gedanken angwidert zur Seite und seufzte. Würde sie ihn je lieben können? Würde ER jemals jemand anderes als Lya so lieben können? Wohl nicht… Er hörte Twyla zurückkommen. Sie ging ins Bad und dann ins Zwischenzimmer. Es schüttete immer noch wie aus Eimern und er konnte sie unmöglich raus schicken. Heirat… Ehe… Das klang so falsch in seinem Herzen, dass es wehtat. Und doch… Er hatte wohl keine andere Wahl, denn es war längst beschlossen. Er ging zum Schreibtisch und holte einen Zettel hervor. Dann nahm er die Schreibfeder und schrieb. Nun… er WOLLTE schreiben, aber selbst nach zwei Stunden stand kein einziges Wort auf dem Papier. Seufzend legte er es wieder weg, erhob sich und ging ins Zwischenzimmer. Kurz betrachtete er Twyla und bemerkte, dass sie bereits eingeschlafen war. Es sah furchtbar unbequem aus. Er ging ins Schlafzimmer und lief eine weitere gefühlte Ewigkeit auf und ab. Dann ging er zum Schrank, holte neue Bettwäsche heraus und bezog das große Bett neu. Als er fertig war, breitete er eine Decke auf dem Boden aus. Er schlich zurück ins Arbeitszimmer und holte Kissen. Dann legte er noch eine Decke hin. Zufrieden nickte er einmal und ging dann wieder in des Zwischenzimmer, wo er gleich zu Twyla lief und sie einfach hoch nahm. Ganz behutsam trug er sie hinüber in sein Schlafzimmer und legte sie in sein Bett, wo er sie zudeckte. Kurz blieb er neben ihr sitzen und sah sie einfach an.

Twyla bekam von alle dem nichts mit.  Sie wusste nicht, das er eben solche Bedenken hatte wie sie selbst. Schließlich schien er immer alles zu tun, was seine Pflicht war. Für einen Menschen war er wirklich hübsch. Er hatte tatsächlich, ihrer Meinung nach, leichte elfische Züge, doch er war so schwierig. Er schien immer vollkommen Gefühlskalt zu sein und nichts schien ihn in irgendeiner Weise mit zu nehmen, ausser die Sache mit seiner Schwester. Solus hatte gesagt, das man lernen kann zu lieben ... warum musste man es denn erst lernen? Was war denn mit dieser ... Liebe auf den ersten Blick Sache ... oder dem ... man weiß das es der Richtige ist. Twyla war über all diese Gedanken eingeschlafen. Sie schlief tief und fest und schmiegte sich sogar für einen kurzen Moment an Kazan, als sei er ein besonders weiches Kissen. Weich lag sie und es war wirklich angenehm. Im Traum lag sie auf dem weichen Moos des Waldbodens. jemand war da, das spürte sie und so streckte sie ihre Hand aus und griff nach der, des Anderen, der da war, denn sie fühlte sich ihm nahe. Das es Kazan war, der da saß, ahnte sie nicht. Für sie war es im Traum ein unbekannter, dem sie aus einem ihr unerfindlichen Grund vertraute. Als würde diese Seele zu ihr gehören. Twyla hielt Kazans Hand, ohne zu wissen, das er es war, dem sie sich so verbunden fühlte. Als er sich aus ihrer Hand befreien wollte, murmelte sie im Schlaf: 
"Bitte bleib bei mir."

Kazan saß einfach noch einen Moment neben ihr und schließlich wollte er gerade aufstehen, als sie nach seiner Hand griff. Sie hatte so weiche warme Hände und seine kühlen Finger fühlten sich in diesen Händen sehr gut an. Er sah auf die Hand herab und nachdem er einen Augenblick erst gar nichts denken konnte, hatte er im nächsten Moment das Gefühl, dass seine Wangen feuer fangen müssten. Außerdem hatte sein Herz irgendwie gehoppelt und nun wand er sich aus ihrem Griff. War doch nicht zu fassen! Sie verunsicherte ihn total. Im Schlaf! Er fragte sich, was sie träumen mochte. Sie säuselte auf Elfisch, dass er bei ihr bleiben sollte und er war fast versucht, auch ins weiche Bett zu fallen, aber das gehörte sich nun wirklich nicht! Er würde erst mit ihr im gleichen Bett schlafen, wenn sie verheiratet wären und keinen Moment früher. Er sah hinaus. Es schüttete immer noch. Einen letzten Blick warf er auf ihr Gesicht, wo sich eine Strähne hinein verirrt hatte. Kurz hielt er inne… wartete einen Augenblick und schließlich strich er ihr das Haar aus dem Gesicht. Kurz schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen und dann legte er sich endlich Schlafen. Er hatte es recht bequem auf dem Boden und so schlief er sehr schnell ein.

Am nächsten Morgen lag er immer noch schlafend da. Es sah aus, als würde er sich selbst im Schlaf konzentrieren, was natürlich vollkommen lächerlich war, aber scheinbar hatte ihn die letzte Nacht sehr mitgenommen. Er und seine Mutter schienen irgendwas zu haben, dass sie ihm die Schuld für irgendwas gab und er diese Schuld scheinbar nicht ertrug. Wie auch immer. Jetzt sah er friedlich aus und irgendwie entspannt.

Es war eher ein Gefühl, als ein Traum. Das Gefühl nicht allein sein zu wollen, wie sie es die ganze Zeit über war. Kazan achtete auf sie und er beschützte sie, selbst als er noch völlig entkräftet gewesen war. Die Burg aus kaltem Stein, war furchtbar für sie, und doch gab es da jemanden, der sie mit etwas wärme füllte. Ungern würde sie es zugeben, aber auch wenn Kazan wirklich schwierig war, so war er es, der diesen Räumen die Wärme gab, die sie brauchten. 

Am nächsten Morgen wachte Twyla in dem großen Bett auf. Sofort war sie hellwach. Wie kam sie denn hier her? Sie war doch vor dem Kamin eingeschlafen. Eigentlich wollte sie gerade aus dem Bett springen, da sah sie Kazan auf dem Boden liegen. Einerseits empfand sie es als wirklich süß, das er ihr das Bett gelassen hatte, aber auf der anderen Seite ... nun sie hätte ihn am liebsten geohrfeigt. Twyla brachte es einfach nicht fertig ihn zu wecken. Sie beobachtete ihn, wie er da so friedlich schlief. Nun ganz so friedlich auch nicht, aber immerhin entspannter als sonst. Die menschen konnten stolz auf ihn sein, ihn als Kommandant zu haben. Er war gerecht .. wenn auch schwierig. Er beschützte sie alle. Seinen Bruder den Herzog, sein Volk, die Stadt und das Land, selbst als es aussichtslos schien. Eigentlich durfte Twyla sich nicht einmal beschweren, das ihr Vater ausgerechnet ihn für sie bestimmt hatte. Es regnete noch immer, jedoch nicht mehr so stark, wie am Vorabend. Sicher würde Kasan bald erwachen. Es musste für ihn wirklich unbequem auf dem Boden sein. Der Arme. Er machte viel mit. Was er und seine Mutter hatten, verstand sie noch nicht. Nur so weit, das Kazan offenbar an irgendwas Schuld zu tragen schien. Nun ... Twyla würde es sicher noch erfahren. Vorsichtig zog sie die Decke hoch, die ihm herunter gerutscht war. Wieder bewunderte sie, wie friedlich er schlief.

Kazan wachte relativ spät für seien Verhältnisse auf, aber es war auch eine harte Nacht gewesen. Als er sich regte, drehte er sich erst auf die Seite und dann wieder auf den Rücken. Er legte die Oberseite seiner Hand auf die Stirn und öffnete langsam die Augen, wo er auch sogleich an die Decke schaute. Er setzte sich auf sah hinauf zu Twyla. Hatte sie ihn beobachtet? Er war nicht so sicher. Wenn ja, wäre es ihm ziemlich unangenehm gewesen. „Morgen.“ Er stand schnell auf und verschwand im Badezimmer, wohin er sich auch gleich Sachen mitnahm. Als er fertig war, kam er angezogen wieder heraus und deutete an, dass sie nun gehen könnte. Er räumte sogleich Kissen und Decken zurück an ihren Platz und öffnete die Tür, um den Küchenjungen einzulassen, der auf einem Wagen Frühstück für zwei brachte. Er ließ es auf den Eichentisch stellen und machte auch gleich sein Bett. Er machte Twyla keines Wegs Vorwürfe, dass sie es nicht gleich gemacht hatte, schließlich verstand sie davon ja nun überhaupt nichts. Im Wald hatte man kein solches Bett und die Hängematten wurden nicht „gemacht“ Dann stand er ein wenig sinnlos im Zimmer herum und beschloss in sein Arbeitszimmer zu gehen.

Er hatte viele neue Ideen. Als er das letzte mal versucht hatte, seine Gedanken zu Papier zu bringen, hatte er am Ende immer noch ein jungfräuliches Blatt vor sich liegen gehabt und nun. Nun ja. Jetzt hatte er schon eine beachtliche Liste. Gerade als Twyla fertig war klopfte es an der Tür. Kazan machte sie auf und blickte Lysa ins Gesicht.
„Was willst du?“, fragte er nüchtern. „Arthas und ich haben… nun, wir haben uns Gedacht, dass wir… vier ja zusammen frühstücken könnten.“ Kazan musterte seine Schwester und sagte: „Kein Interesse.“ Er wollte eben die Tür schließen, als Lysas Fuß im Spalt landete. „Lass das, Lysa! Was bist du? Fünf?“
„Das könnte ich dich auch fragen! Behandle mich gefälligst nicht immer wie eine Aussätzige! Ich bin deine Schwester! Auch wenn nur zur Hälfte! Es fließt Vaters Blut in meinen Adern!“ Kazan senkte den Blick. „Hör auf hier so eine Szene zu machen.“
„Dann lass mich rein und weise mich nicht immer schon an der Tür ab!“
„Geh…“

Twyla lächelte, erwiderte den Morgengruß und drehte sich noch einmal herum. Sie kam nicht einmal dazu, irgendwas anderes zu sagen. Kazan war einfach zu schnell weg. Auch sie verschwand im Bad, als er endlich fertig war. Natürlich hatte sie keine Ahnung von den Dingen in der Burg. Das alles müsste sie noch lernen, auch wenn es ihr nicht behagte, aber Kazan war so freundlich und zuvorkommend, das sie ihm auch entgegen kommen wollte. Schließlich wären sie bald verheiratet. Ihre Sachen waren über Nacht getrocknet, so das sie diese wieder anziehen konnte und sich natürlich entsprechend wohl fühlte. Wie konnte Lysa nur die ganze zeit in Kleidern herum laufen. Damit konnte man nicht klettern und Kämpfen wäre doch sicher auch schwer. Twyla kam aus dem Bad, fand das Bett gemacht vor und nahm sich vor, es demnächst, sofern es noch einmal dazu käme, versuchen würde, das Bett selbst zu machen. Es war ja auch erstaunlich weich, nur fehlte das sanfte wiegen der Hängematte. Draußen hörte sie bereits, wie sich Kazan und Lysa erneut in den Haaren lagen. Vorsichtig öffnete sie die Tür und sah hinaus. 
"Guten Morgen Lysa."
Kazan warf sie einen bittenden Blick zu. 
"Ich würde gern mit euch dreien zusammen frühstücken. Wie soll es denn werden, wenn wir verheiratet sind? Sollen wir uns dann aus dem Weg gehen? Ich möchte niemandem Vorschriften machen, aber jemand hat mir mal gesagt ... man muss seinen Pflichten nachkommen. ich denke das hier, gehört eben so zu unseren Pflichten. Manchmal, muss man über seinen Schatten springen, auch wenn es ... einem nicht gefällt."
Nun so war es doch auch bei allen vieren oder? Gut Lysa war wirklich versessen darauf Arthas für sich zu gewinnen und Twyla hoffte inständig, ihr möge es gelingen, aber was Kazan, Arthas und Twyla an ging, so war es wohl eben das. Über den Schatten springen und die Pflicht wahr nehmen. Normal müssten Arthas und Kazan sich blendend verstehen, wo sie beide das selbe Problem mit der jeweils anderen Frau hatten.

Kazan hätte wirklich gerne platzen können, aber er war nach außen vollkommen ruhig. Er hörte Twylas Worte, sah aber ihren bittenden Blick nicht, weil er weiterhin Lysa ansah. Dennoch spürte er ihn regelrecht auf der Haut. „Ich komme dieser Pflicht sechs Mal im Jahr nach.“ K`Lysa sah ihn enttäuscht an. „Ja… deine Pflicht… Sein Todestag, mein unsere Geburtstage, Sommersonnenwende und am Königs-Tag.“ Kazan sah Lysa dabei unentwegt an, als sie das aufzählte. „Du bist ein wirklich, wirklich trauriger Mensch Kazan! Nie willst du auch mal deinen Spaß haben.“
„Es bereitet mir absolut keinen Spaß, meine Zeit mit dir zu verschwenden, Lysa, ich verstehe nicht, was du daran nicht begreifen kannst!“
Lysa biss sich auf die Lippe und ballte die Fäuste. Sie hatte sich geschworen, es niemals gegen ihn zu verwenden, doch in diesem Augenblick dieser überwältigenden Ablehnung, sagte sie mit roten Wangen: „Du wagst es nicht in meiner Nähe zu sein, aber vom Turm aus, aus sicherer Distanz lauscht du mir? Wann ist es dazu gekommen, dass du mich belügst, Kazan!“
Angesprochener war einen Augenblick wie gelähmt, dann sagte er: „Sei nicht albern. Ich bin gerne auf dem Turm, dass du glaubst, ich sei nur wegen dir dort, macht dich nur noch arroganter.“
„Arrogant? Jetzt reicht es aber! DU bist doch hier die Arroganz in Person! Ich habe es dir schon einmal gesagt! Ich kann nichts dafür, dass ich geboren wurde!“ Kazan schloss die Augen und sog die Luft ein. „Ich liebe dich Kazan! Wieso nur hasst du mich so s…“ Kazan machte die Tür ganz auf und Lysa war überrascht, dann packte Kazan sie an ihrem Kleid und funkelte sie einen Moment an, ehe er sie so hart zurück stieß, dass sie gegen die gegenüberliegende Wand des Flures schlug. Lysa sah ihn sehr überrascht an und Kazan wendete den Blick von ihr ab. „Geh einfach…“ Sie hatte wohl den verletzten Ausdruck in seinen Augen gesehen und doch verstand sie es nicht. Er blickte Twyla nicht an, als er hinein ging, sagte aber: „Geh mit ihr, wenn du so gerne deinen Freund sehen möchtest.“ Er klang so ruhig… Wie mochte es in ihm aussehen?

Twyla wusste doch genau, warum er das tat. Es war so schrecklich mit an zu sehen. Es zerriss Twyla das Herz. SIE hatte den Ausdruck in seinen Augen deutlich gesehen. Sacht half sie Lysa, die vollkommen verwirrt zu sein schien. Twyla hatte ein Versprechen gegeben, welches sie nicht brechen durfte. Verzweifeltes Mitleid lag in ihrem Blick, als sie Lysa nun in den Armen hielt. Kazan hatte sie nicht mehr angesehen, sondern ihr mehr oder weniger die Erlaubnis erteilt, mit Lysa zu gehen, doch das würde sie nicht tun. Sie würde ihn jetzt nicht allein lassen, wo Lysa ihm so etwas gesagt hatte. Sie konnte ja nicht wissen, wie sehr sie ihn damit getroffen hatte. 
"Lysa ... gib ihm Zeit. Irgendwann .. auch wenn es noch dauern mag, wird sich sicher aufklären, was mit ihm ist, aber jetzt ... Es ist kein guter Zeitpunkt,"
erklärte Twyla sehr ruhig und freundlich. Sie mochte Lysa wirklich sehr. 
"Verzeih, wenn ich jetzt nicht mit euch gehen kann. Wir holen das sicher noch nach."
Twyla versuchte aufmunternd zu lächeln, was im Moment vermutlich eher wie ein mildes Lächeln aussah. Kazan brauchte sie jetzt mehr, als Arthas oder Lysa. Sie wandte sich von Lysa ab, wartete jedoch, bis sie gegangen war, um zu Kazan zu gehen. 
"Ich weiß ... das es wirklich viel von mir verlangt ist ... und es tut mir leid. Du kannst ihr nicht ewig aus dem Weg gehen. Irgendwann wirst du es vielleicht sehr bereuen, das du sie immer so weg gestoßen hast. Sie weiß doch nicht einmal, das es nicht ihrer Herkunft wegen ist." 
Twyla sah zu Kazan. 
"Ich werde nicht gehen ... denn mehr als ein Freund ist Arthas nie für mich gewesen. Ich habe dir ein versprechen gegeben, welches ich halten werde. Ich werde für dich da sein, wenn alles um dich herum einzustürzen droht."