Der Untote wartete darauf, dass die Sterblichen ihre Mahlzeit beendeten. Mit einem stoischen Blick in die Ferne sah er aus, wie ein Statue. Tal sah dem Mädchen zu, wie sie sich verhielt. Er mochte Shayne und ihre Tochter, auch wenn er nicht vergessen hatte, zu was die kleine Frau in der Lage war. Sie hatte diesen einen Kerl… relativ skrupellos umgebracht. Wie auch immer.
„Ahhh, da lobe ich mir doch die alte Köchin Irmgard. Sie hat uns Jungs immer bekocht.“ Tal konnte sich noch gut erinnern. Die alte Frau hatte immer irgendwelche Weisheiten rausgehauen, auf die die Kinder keinen Pfifferling gesetzt hatten, rückblickend hatte sie aber doch immer Recht behalten. Tal lächelte ein bezauberndes Lächeln, was förmlich die Sonne aufgehen ließ. „Ich hab ihr oft geholfen.“ Dann senkte er den Blick, hörte aber nicht auf zu lächeln. Vermutlich war sie tot. Dann fragte Shayne über eine Person namens Kyrills. Tal kannte sie nicht und fragte nicht nach, aber die Reaktion Auras fand er Herzerweichend. Auf Shaynes Antwort hörten die Anwesenden ein Geräusch von Thû-Galad, was einem sarkastischen, einzelnen Lachen nicht unähnlich war. Er löste seine verschränkten Arme und sagte: „Ja… was tot ist sollte nicht wieder kommen.“
Tal blickte auf den Boden und dann räumte er schnell die Sachen zusammen. Er fragte Aura, ob sie ihm beim Abwasch helfen mochte, als sie ihre Hände wieder aufgefaltet hatte und aufgegessen hatte. Vielleicht lenkte es die Kleine auch noch ein bisschen ab.
Dann ging die Reise weiter und schließlich konnten sie endlich die kleine Stadt Isenfurth entdecken. Die Immergrünen Pforten, die sich einen Tagesritt von der Stadt entfernt befanden, gaben ein schauriges Bild. Der Wald war beinahe gänzlich abgestorben. So aus der Ferne, hätte man dieses einst so schöne Fleckchen Land jetzt als die Ewigdunklen Pforten bezeichnen können.
Tal grinste. „Isenfurth! Ich mag diese Stadt! Sie sind sehr fortschrittlich im Denken. Sie achten sowohl Menschen als auch Elfen! Kürzlich hat dort der Kommandant des Isener Wachschutzes die Tochter eines Elfenfürsten geheiratet. Wie hießen die noch gleich?“ Er überlegte. Wenn Tal sonst nichts wusste, mit den jüngsten politischen Entwicklungen und Adelskreisen kannte er sich aus. „Ah! Genau. Kazan Kelgahn und Twyla, Tochter des Solus. Er war Herr über die Immergrünen Pforten, die nun… na ja. Ihr seht es ja.“ Sie kamen immer näher und Tal sagte leise: „Also… vielleicht sollten wir sein Gesicht verhüllen.“ Er deutete auf Thû-Galad.
„Vielleicht sollte ich deins verschönern?“, antwortete der Untote und Tal war einen Moment sprachlos. „Was hab ich dir eigentlich getan? Soweit ich weiß, warst du es, der MICH in Stücke hacken wollte.“ Der Untote sah hochmütig zur Seite weg. „Brauchen die Toten wirklich einen Grund, um die Lebenden zu hassen?“ Tal überlegte und fand keine schlüssige Antwort. „Aber du siehst… ungewöhnlich aus. So… na eben… tot halt.“
Das die Kleine Anwesend war, hatten die beiden Männer entweder vergessen oder es war ihnen egal.